Erzähl das deinem Friseur...
“Sie kriegen´s mit der Maschine, oder?” Das hört sich etwas befremdlich an, finde ich, und stört das winzige Gefühl von Exklusivität, das sich bei mir immer einstellt, wenn ich nach langer Warterei endlich dran bin. Ich habe gerade Platz genommen, die Friseurin kehrt noch letzte Haare meines Vorgängers zusammen. “Wie immer?” hätte mir besser gefallen.
“Ja”, sage ich, “neun Millimeter.“
Das Friseurgeschäft befindet sich in diesem Haus, seit ich denken kann. Vor der Wende hieß es “PGH Modische Linie”, heute nur noch “Modische Linie“. Die Friseurinnen sind alle inzwischen über 50 und bei den Kundinnen drüben im Damensalon gebe ich noch mal 20 Jahre drauf. Im Herrensalon ist das Publikum gemischt, es wohnen alte Leute in der Siedlung aus den 50ern, die sich neben Haarschnitt noch einen bisschen Zuwendung holen. Vorneweg können sie sich bei der Lektüre eines Softporno-Magazins vom Lesezirkel entspannen, die Schürzenjäger aus der Kittelschürzen-Zeit.
Eine Schule befindet sich gleich neben dem Haus, die Schulkinder lesen dasselbe, jedenfalls sieht die ebenfalls ausliegende “BussiBär” immer ladenfrisch aus.
Die Friseurin kümmert sich um meinen Kopf und dazu lullen mich ihre Geschichten von kleinen Wehwehchen und von den großen Schrecknissen ein, wie sie von BILD täglich nicht nur in die Köpfe deutscher Friseurinnen geliefert werden. Zwischendurch lässt sie der Dramatik wegen immer mal kurz ihre Hand auf meiner Schulter ruhen, eine durchaus angenehme Geste. Im Damensalon wird derweil der Verlust von Kollegialität und Kameradschaft bedauert, was ich bemerkenswert finde, denn Kollegialität und Kameradschaft stammen eigentlich aus eher verschiedenen Zeitaltern und Zusammenhängen. Auch das bestätigende “Freilich!”, das ich jetzt höre, kommt aus Kindertagen, so redet heute kaum jemand. Noch ein wenig Kamm und Schere und zum Abschluss der Spiegel zur Begutachtung des Hinterkopfes. “Hm, ja, ist okay. Danke.“ So hab ich´s gekriegt. Mit der Maschine. Wie immer.
“Ja”, sage ich, “neun Millimeter.“
Das Friseurgeschäft befindet sich in diesem Haus, seit ich denken kann. Vor der Wende hieß es “PGH Modische Linie”, heute nur noch “Modische Linie“. Die Friseurinnen sind alle inzwischen über 50 und bei den Kundinnen drüben im Damensalon gebe ich noch mal 20 Jahre drauf. Im Herrensalon ist das Publikum gemischt, es wohnen alte Leute in der Siedlung aus den 50ern, die sich neben Haarschnitt noch einen bisschen Zuwendung holen. Vorneweg können sie sich bei der Lektüre eines Softporno-Magazins vom Lesezirkel entspannen, die Schürzenjäger aus der Kittelschürzen-Zeit.
Eine Schule befindet sich gleich neben dem Haus, die Schulkinder lesen dasselbe, jedenfalls sieht die ebenfalls ausliegende “BussiBär” immer ladenfrisch aus.
Die Friseurin kümmert sich um meinen Kopf und dazu lullen mich ihre Geschichten von kleinen Wehwehchen und von den großen Schrecknissen ein, wie sie von BILD täglich nicht nur in die Köpfe deutscher Friseurinnen geliefert werden. Zwischendurch lässt sie der Dramatik wegen immer mal kurz ihre Hand auf meiner Schulter ruhen, eine durchaus angenehme Geste. Im Damensalon wird derweil der Verlust von Kollegialität und Kameradschaft bedauert, was ich bemerkenswert finde, denn Kollegialität und Kameradschaft stammen eigentlich aus eher verschiedenen Zeitaltern und Zusammenhängen. Auch das bestätigende “Freilich!”, das ich jetzt höre, kommt aus Kindertagen, so redet heute kaum jemand. Noch ein wenig Kamm und Schere und zum Abschluss der Spiegel zur Begutachtung des Hinterkopfes. “Hm, ja, ist okay. Danke.“ So hab ich´s gekriegt. Mit der Maschine. Wie immer.
Jan Frehse - 21. Jun, 14:18